Du erinnerst dich an Teil 1 der Blogserie über Vielredner? Die Hundewiese morgens um 6? Frau Vielredner und wie sie auf mich zustürmte und voll-textet?
“Oh wie schön dich zu treffen. Wir haben uns ja schon länger nicht mehr gesehen. Ich muss dir unbedingt noch erzählen, was ich …. gestern, … letztes Wochenende … Ach und neulich mit dem Bekannten … am See …”
Es war an dem Morgen noch dunkel, ich war müde und hatte sie erstmal reden lassen. Aber ihr endloser Monolog nervte mich, das unaufhörliche Gerede ohne Punkt und Komma. Ich fühlte mich von ihr bedrängt und genötigt, schon am frühen Morgen „kämpfen“ zu müssen – um Redezeit, um Aufmerksamkeit, um dabei-sein-zu-dürfen, um Wertschätzung.
2. Teil der Blogserie: Vielredner Scroll-Stopping
Hier möchte ich dir Techniken zeigen, wie du aktiv endlose Monologe stoppen kannst, einen Dauerredner-Gesprächspartner unterbrichst, um ein Gespräch zu gestalten und aus der Monolog-Ecke wieder zurück in ein gemeinsames miteinander-austauschen zu bringen.
Wie kannst du jemanden unterbrechen? 2 Tipps für aktives “scroll-stopping”
#1: Unterbrich mit einem verbalen HOOK.
Hier muss du jetzt aktiv werden, es ist dein Auftritt. Dein Gesprächs-Gegenüber ist so im Flow, das er/sie nichts mehr mitbekommt – ähnlich wie in den sozialen Medien, wenn man durch den Feed scrollt, sich mit der Action aus den Leben der anderen berieseln lässt – und darüber Zeit und ToDos vergisst. Da ist immer was los. Da steppt der immer Bär. Da ist nie Stillstand, Leere, Stille, Einsamkeit?
Unterbrich aktiv den Scroll und platz mitten hinein ins Geschehen.
Zum Beispiel mit einer WIE-Frage oder einer Was-wäre-wenn-Frage. Reagiere mit einer provokativen Aussage oder Frage. Bring dein Gegenüber aus dem Konzept. Und er/sie wird für einen kurzen Moment den Faden verliegen und innehalten. Jetzt ist es deine Aufgabe, euren gemeinsamen Fokus auf deiner Frage zu halten. Sei aktiv und gestalte das Gespräch.
#2: Unterbrich mit einem visuellen HOOK.
Tu etwas, was dein Gegenüber aus dem Konzept bringt: Ein ungewöhnlicher Move mit deinen Händen, schreib was auf, begrüße Freunde oder Bekannte, die du in der Ferne siehst.
Wenn alles nicht hilft, schau gelangweillt in eine andere Richtung, aus dem Fenster oder in die Ferne, tippe auf deinem Smartphone, geh zur Toilette.
“Selbstbeschäftigung” wäre hier eine gute Taktik, solange, bis dein Gegenüber innerhält, weil er/sie es bemerkt und fragt was los ist. Jetzt ist es wiederum deine Aufgabe, den gemeinsamen Fokus zu halten. Sei aktiv und gestalte das Gespräch. Lass dein Gegenüber daran teilhaben, wie du dich während des „Monologs“ gefühlt hast und setze aktiv Grenzen. Sprich aus, wie du dir ein gemeinsames Gespräch vorstellst, und fordere es ein.

Gespräche sind nicht die SHOW von Einzelnen, die sich gerne reden hören und Publikum brauchen.
Dafür gibt es SLAMS!
Respektvolle Kommunikation ist …
- interaktiv:
Reden, Fragen stellen, Antworten, aktiv Zuhören und auf das Gesagte eingehen - sich aktiv miteinander auseinandersetzen wollen:
mit der Person, mir gegenüber, mit dem was er/sie sagt, die Meinung zum Gesprächsthema
-> auch wenn es nicht mit meiner Meinung übereinstimmt - gegenseitige Wertschätzung:
eine Auseinandersetzung in der Sache, Fairness, Zuhören und Ausreden lassen, (freiwillig) etwa gleichverteilte Redezeit - kein Monolog:
nicht Einer redet, ohne Punkt und Komma, lässt sein gegenüber nicht zu Wort kommen - kein Abwürgen des Gegenübers, um seinen eigenen Monolog fortsetzen zu können:
„über den Mund fahren“ mit den Worten „jetzt lass mich erstmal ausreden“ (was auch nach dutzenden Minuten nicht passiert ist) - keine Dominanz:
NICHT: Wer am lautesten, am längsten redet und agressive Zwischentöne nutzt, hat recht.
Keine verbalen Angriffe auf die Person, keine Beschimpfungen, Lügen, keine Beleidigungen und Vorwürfe
So kannst du das Gesprächs-Miteinander deutlich verbessern
Wenn mal wieder gar nichts geht, greife ich gerne zu einem Hilfsmittel zurück aus Zeiten, als meine Kids noch klein waren und es vor lauter Gezanke und Geschrei kaum möglich war herauszufinden wer, was, wem und warum.

TADA … darf ich vorstellen:
Der Redestab, Redestein oder auch
business-like „The Talking-Stick“
Add-on:
Timer auf 3-5 Minuten einstellen.
Diese Methode wurde bereits bei den Indianern vor hunderten von Jahren angewendet: In wichtige Gesprächen wurde so Struktur, Klarheit und Ruhe gegeben. Und es ist heute immernoch eine sehr weise Methode, um die Gesprächskultur deutlich zu verbessern.
Das Prinzip ist ganz einfach, sodass vor allem Kinder es auch sehr gut verstehen:
Wer den Stab hält, darf reden. Alle anderen sind still, dürfen nicht unterbrechen und hören aktiv zu.
Jeder bekommt den Redestab oder Redestein, kommt zu Wort und kann seine Gedanken zum Thema äußern.
Die Redestab-Methode: So verbessert sie Gespräche:
- jede und jeder kommt zu Wort.
- schweigendes und aktives Zuhören:
… gilt für alle Gesprächsteilnehmer und
… führt dazu, dass ein hitziges Gespräch an Energie und Tempo verliert und mehr Ruhe reinkommt - jeder hat Zeit, das Gesagte in sich aufzunehmen, sich in die jeweils redende Person hineinzuversetzen
- jeder macht sich Gedanken, was man verstanden hat, was man darauf antworten wird oder erwidern will
- bei Unklarheiten wird nachgefragt und nicht „angenommen“
- Der Zeitversatz bis man selbst an der Reihe ist, führt zu einer ruhigeren, bewussteren und achtsameren Reaktion. Während man wartet, bis man an der Reihe ist, müssen die eigenen Emotionen reguliert werden, da man nicht gleich „losschießen“ darf.
- Selbstreflexion fördern: ICH-Botschaften statt Verwürfe und Beschimpfungen.
Jede und jeder teilt den anderen mit, wie er/sie sich gerade fühlt, mit dem Thema und dem Gesagten und was man sich von den anderen in Bezug auf das Thema wünscht.
Fazit
Manchmal ist man müde. Manchmal hat man keine Lust, ist unkonzentriert oder in Gedanken, dann haben dominante Gesprächspartner, die gerne-und-viel-Redner leichtes Spiel und „quatschen einen zu“.
Wenn dir was an einem guten und gemeinschaftlichen Miteinander liegt, sei aktiv und steuere und gestalte deine Gespräche. Sie sind deine Lebenszeit. Verbringe sie nicht mit Menschen oder Gesprächen, die dir nicht guttun, die dich runterziehen und dich mit einem schlehtes Gefühl durch den Tag gehen lassen.
Wie denkst du darüber?
Einfach zuhören & anpassen oder „Ohren auf Durchzug“ oder aktiv gestalten & gemeinsam miteinander austauschen?
➡ Lass mir gerne einen Kommentar da.
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